Die Landeshauptstadt stellt aktuell ihren Lärmaktionsplan vor. Ein Baustein hierbei sind scheinbar neue Tempolimits. Andere Stadtratskollegen fordern gar aus Saarbrücken eine autofreie Stadt zu machen und das Zentrum vom PKW-Verkehr komplett abzukoppeln. Ist sicher gut gemeint, wäre aber für unsere Stadt gefährlich. Wir sollten Pendler und Besucher nicht als Gefahr, sondern als Chance für die Entwicklung unserer Stadt und den hiesigen Einzelhandel erkennen. Sie auszusperren, würde unserer Stadt Attraktivität nehmen und insb. der Innenstadt schaden. Im Gegenteil, Saarbrücken muss noch einladender werden, etwa durch günstigere Parkplätze und Brötchentasten.
Wie erreichen wir also sonst Lärmschutz? Nicht allein mit neuen Tempolimits. Sie würden das Verkehrsaufkommen und damit die Lärmbelästigung für die Anwohner nicht spürbar verringern. Stattdessen sollte auf ein Verkehrsführungskonzept, Flüsterasphalt und intelligente Ampelschaltungen, auf Verbesserungen bei ÖPNV und Radnetzen gesetzt werden. Und Baustellen müssen schneller beseitigt werden. All das wäre zwar aufwendig, würde aber die Lärmbelastung aber wirklich verringern ohne Saarbrücken zu schaden.
Anmerkung: Bei der Wochenspiegel-Kolumne handelt es sich um ein Format, bei dem die Vertreter der Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat wöchentlich zu einem aktuellen Thema Stellung beziehen. Für die Freien Demokraten wechsele ich mich hierbei mit meinem Fraktionskollegen Karsten Krämer ab. Damit alle Fraktionen die Möglichkeit haben, sich im Wochenspiegel zu äußern, ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Zeichen auf insgesamt 1200 begrenzt. Dies gewährleistet Chancengleichheit für die Fraktionen, zwingt jedoch dazu, sich knapp zu halten und nicht alle angesprochen Fragen umfassend zu erläutern.
Ohne Zeichenbegrenzung wäre ich diese Woche gerne ausführlicher darauf eingegangen, wie viele Menschen Tag für Tag zur Arbeit oder um hier einzukaufen nach Saarbrücken kommen. Und das nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern durchaus auch von weiter weg. Daher könnte auch der öffentliche Personennahverkehr die Nachteile einer autofreien Stadt für Arbeitgeber und Geschäftsleute in Saarbrücken nicht komplett auffangen.
Wenn man also Lärmschutz erreichen will, und dabei auf die Belange der Saarbrücker Innenstadt Rücksicht nehmen möchte, muss man nach anderen Mitteln suchen. Neue Tempolimits helfen hierbei nur bedingt. Zum einen sind schon sehr viele Gebiete als 30er-Zonen ausgewiesen, bei anderen, die der Lärmaktionsplan vorsieht, kann man über die Sinnhaftigkeit trefflich streiten. Ich finde etwa, es macht keinen Sinn, aus der Kaiserstraße in Scheidt eine Tempo-30-Zone zu machen. Zumal man solche Limits immer auch erst mal kontrollieren und durchsetzen muss, und das kostet Geld. Geld, das man ausgibt, obwohl der Lärmunterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 eher als gering einzustufen ist. Wir Freie Demokraten im Stadtrat wollen dieses Geld lieber in Maßnahmen stecken, die das Verkehrsaufkommen oder den Lärm tatsächlich reduzieren: Flüsterasphalt, intelligente Ampelschaltungen, schnellere Abwicklung der Baustellen, Verbesserungen bei Radwegen und ÖPNV.