Viele Bürger wunderten sich, als die zulässige Höchstgeschwindigkeit in der Scheidter Kaiserstraße kürzlich von 50 km/h auf 30 km/h verringert wurde. Laut Stadtverwaltung geschah dies, um die Lärmbelastung der Anwohner zu reduzieren. Nach aufkommendem Unmut in der Bevölkerung und dem Ende der Vollsperrung der Fechinger Talbrücke wurde dann auch die 30er-Zone beendet. Die Verwaltung erklärte, man habe mit der Verringerung auf 30 km/h die Anwohner lediglich vor den zusätzlichen Belastungen durch die Umgehung schützen wollen. Nachdem die Brücke nun für PKWs wieder befahrbar sei, habe man auch die 30-Zone auflösen können. Die Wahrheit?
Nein. Bereits im Dezember haben SPD, Grüne und Linke die Einrichtung einer Tempo-30-Zone in der Kaiserstraße im Rahmen des Lärmaktionsplans beschlossen – Monate vor der Vollsperrung! Also kann auch die Wiedereröffnung der Fechinger Talbrücke nicht zum Ende der 30er-Zone geführt haben. Was dann? Wurde die erhoffte Lärmreduzierung nicht erreicht, weil die Motoren heutiger Fahrzeuge auf eine höhere Geschwindigkeit als 30 km/h ausgelegt sind? Hat man erkannt, dass Fahrzeuge besser zügig durch den Ort geführt, anstatt künstlich verlangsamt werden sollten? Woher auch immer der Sinneswandel in der Verwaltung kam, als die einzige Fraktion, die bereits im Dezember gegen die 30er-Zone gestimmt hat, begrüßen ihn. Die Wahrheit ist aber, dass der Sinneswandel nichts mit der Talbrücke zu tun hatte.
Anmerkung: Bei der Wochenspiegel-Kolumne handelt es sich um ein Format, bei dem die Vertreter der Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat wöchentlich zu einem aktuellen Thema Stellung beziehen. Für die Freien Demokraten wechsele ich mich hierbei mit meinem Fraktionskollegen Karsten Krämer ab. Damit alle Fraktionen die Möglichkeit haben, sich im Wochenspiegel zu äußern, ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Zeichen auf insgesamt 1460 begrenzt. Dies gewährleistet Chancengleichheit für die Fraktionen, zwingt jedoch dazu, sich knapp zu halten und nicht alle angesprochen Fragen umfassend zu erläutern.
Diese Woche wäre ich gerne noch ausführlicher darauf eingegangen, welche Maßnahmen aus unserer Sicht dazu führen würden, dass die Belastungen aller Beteiligten sinken könnten. Wir denken, dass man mit einem Konzept, das Autos schneller leiten und nicht unnötig behindern will, mehr erreichen könnte. Intelligente Ampelschaltungen, keine unnötigen Verengungen der Fahrspuren, keine übertriebenen Tempolimits. Außerdem hätte ich bei mehr Platz gerne dargelegt, dass es in der Kaiserstraße auch aufgrund ihrer Breite keine gesteigerten Gefahrenstellen geben dürfte, die das Tempolimit hätten rechtfertigen können. Auch interessant ist sicherlich, dass die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit in der Kaiserstraße nur eine der vielen im Lärmschutzaktionsplan vorgesehen Maßnahmen ist, wegen denen wir ihm im Dezember nicht zugestimmt haben. Es bleibt daher zu befürchten, dass die Autofahrer auch künftig mit neuen Gängelungen zu rechnen haben dürften.